Aufbau der Gebärdensprache

Es gibt die Möglichkeit, jedes Wort einzeln zu gebärden und daher das Deutsche eins zu eins zu übersetzen, was LbG - lautbegleitende Gebärde- genannt wird. LbG ist aber eine künstliche Sprache, von Hörenden mit etwas Gebärdenkenntnisse gemacht. Sie ist eine gute Möglichkeit, die Verständigung zwischen Hörenden und Gehörlosen zu erleichtern, hat aber mit Gebärdensprache an sich nichts zu tun. LbG ist, vereinfacht ausgedrückt, das Sichtbarmachen der Lautsprache. LbG bedient sich der Gebärdenzeichen der Österreichischen Gebärdensprache, ohne deren Grammatik und Syntax zu beachten. Sie setzt aber auch eine gute Lautsprachkompetenz voraus. Sprechen Gehörlose untereinander, verwenden sie Österreichische Gebärdensprache, kurz ÖGS. Sie ist eine visuelle Sprache und folgt einer eigenen Grammatik, die ich im folgenden noch genauer erläutern möchte. Will man die Gehörlosen und ihre Kultur verstehen lernen, ist es unbedingt notwendig, sich mit der ÖGS auseinander zusetzen.

Man erlag lange Zeit dem Irrglauben, ÖGS sei keine vollwertige Sprache, da sie z.B. keine Abstraktionen ausdrücken könne. Vor ungefähr 30 Jahren haben aber Forscher (Linguisten und Sprachpsychologen) aus den USA und Deutschland den Nachweis erbracht, dass jede Gebärdensprache ein total gültiges visuelles Sprachsystem ist. ÖGS ist daher als vollwertige Sprache anzuerkennen, da sie a) nicht, wie etwa die Pantomime an konkrete und bildhaft darstellbare Inhalte gebunden ist, sondern jegliche komplexe und abstrakte Idee auszudrücken vermag und b) eine eigene linguistische Struktur besitzt, die von der gesprochenen Sprache unabhängig ist.

Ausdrucksvariablen der Gebärdensprache

  • Manuelle Kommunikationsmittel: Hände und Arme
  • Nichtmanuelle Kommunikationsmittel: Gesichtsausdruck blick, Kopf, Oberkörper, Mundbild
  • Gebärden bestehen aus vier simultanen Parametern: Handform, Ausführungsstelle, Bewegung, Handstellung
  • Außerdem existieren noch sublexikalische Regeln und Prozesse